DORA einfach erklärt: Abkürzungen & Begriffe aus der EU-Verordnung

DORA einfach erklärt: Abkürzungen & Begriffe aus der EU-Verordnung

DORA einfach erklärt: Begriffe, Abkürzungen & Zusammenhänge

Die DORA-Verordnung (EU 2022/2554) – offiziell Digital Operational Resilience Act – ist ein Meilenstein der EU für mehr digitale Stabilität im Finanzsektor. Doch der Text ist nicht nur lang und technisch, sondern voll von Abkürzungen, englischen Fachbegriffen und juristischen Formeln.

Dieser Beitrag hilft dabei, Klarheit zu schaffen: Was bedeutet TLPT, IKT oder RPO? Wer oder was ist ENISA? Und warum ist es wichtig, das zu wissen?

Wir ordnen die Begriffe nicht nur alphabetisch, sondern stellen sie in den praktischen Kontext der DORA-Pflichten.


Warum braucht es eine Begriffserklärung?

Regulatorische Texte wie DORA verwenden bewusst klare und eindeutige Sprache – allerdings aus Sicht von Jurist:innen und Aufsichtsbehörden. Für Praktiker:innen im IT-, Risiko- oder Einkaufsbereich wirken diese Begriffe oft abstrakt.

Ein Beispiel: Der Begriff “kritischer Drittanbieter” ist in DORA exakt geregelt – die Einstufung erfolgt durch die europäischen Aufsichtsbehörden und hat rechtliche Konsequenzen. Für einen IT-Einkäufer ist jedoch die zentrale Frage: “Gilt das auch für meinen Cloud-Anbieter?”

Ziel dieser Übersicht ist es daher, nicht nur Definitionen zu liefern, sondern auch ein Gefühl für Relevanz, Bedeutung und Auswirkungen der Begriffe zu schaffen.


Wichtige Begriffe & Abkürzungen in DORA

Abkürzung Begriff Erklärung & Kontext
DORA Digital Operational Resilience Act EU-Verordnung zur digitalen Resilienz im Finanzsektor. Gilt ab 2025 verbindlich.
IKT Informations- und Kommunikationstechnik Sammelbegriff für IT-Systeme, Netzwerke, Cloud, Kommunikation.
BCP Business Continuity Plan Notfall- und Wiederanlaufplanung für Ausfallsszenarien. Pflicht nach DORA.
RTO Recovery Time Objective Zeitspanne, in der Systeme nach Störung wiederhergestellt sein müssen.
RPO Recovery Point Objective Maximal tolerierter Datenverlust (zeitlich) im Wiederanlauf.
TLPT Threat-led Penetration Testing Angriffssimulation unter Aufsicht, z. B. durch externe Red Teams. Pflicht für manche DORA-Unternehmen.
ESA European Supervisory Authorities Gemeinsamer Begriff für EBA, EIOPA und ESMA.
EBA European Banking Authority Aufsichtsbehörde für Banken und Kreditinstitute in der EU.
EIOPA Insurance and Occupational Pensions Authority EU-Aufsicht für Versicherungen und Pensionsfonds.
ESMA European Securities and Markets Authority Zuständig für Kapitalmärkte und Wertpapierhandel.
ENISA European Union Agency for Cybersecurity Unterstützt mit Lagebildern, Analysen, Methodik. Keine Aufsichtsrolle.
CSIRT Computer Security Incident Response Team Reagiert auf Sicherheitsvorfälle, organisiert Meldung und technische Eindämmung.
TIBER-EU Threat Intelligence-Based Ethical Red Teaming EU-Rahmen für koordinierte TLPT-Tests unter Aufsicht.
NIS2 Network and Information Security Directive 2 Neue Cybersicherheitsrichtlinie für KRITIS & Betreiber wesentlicher Dienste.
GDPR / DSGVO Datenschutz-Grundverordnung Relevanz: Datenvorfälle können Meldepflichten nach DSGVO und DORA gleichzeitig auslösen.
SLA Service Level Agreement Leistungsvereinbarung mit Dienstleistern, z. B. zu Verfügbarkeit und Meldedauer.
KPI Key Performance Indicator Messgröße für IT-Resilienz, z. B. MTTD oder MTTR.

Begriffe mit besonderem Risiko- oder Vertragsbezug

Manche Begriffe haben unmittelbare Auswirkungen auf Vertragsgestaltung und Pflichten:

  • Auditrecht: Muss explizit in Verträgen mit IT-Dienstleistern geregelt sein. Aufsichtsbehörden dürfen sonst nicht prüfen.

  • Exit-Strategie: Pflicht für Finanzunternehmen, jederzeit aus kritischer IT-Dienstleistung auszusteigen. Technisch und vertraglich.

  • Meldeschwelle: Wann muss ein Vorfall überhaupt gemeldet werden? Die Kriterien sind komplex – und müssen im Unternehmen bekannt sein.

  • Systemrelevanz: Wer als „systemrelevant“ eingestuft wird, muss z. B. TLPT durchführen und besondere Meldepflichten erfüllen.


Anwendung in der Praxis – einige typische Szenarien

Ein Cloud-Anbieter hostet die Kundendaten eines Versicherers:

  • Wenn der Anbieter in mehreren EU-Ländern tätig ist und kritische Funktionen übernimmt, kann er von den ESAs als kritisch eingestuft werden. Folge: Auditrecht, Exit-Szenario, eigene Prüfpflichten.

Ein Zahlungsdienstleister nutzt eine Plattform für seine App:

  • DORA verlangt, dass auch technische Ketten betrachtet werden. Nicht nur direkte Verträge sind relevant, sondern auch Subdienstleister („Fourth Parties“).

Eine Bank meldet einen IT-Vorfall:

  • Der Vorfall muss innerhalb von 4 Stunden an die Aufsicht gemeldet werden – auch wenn Ursache, Umfang oder Dauer noch unklar sind.

Wie oft kommen diese Begriffe in der Praxis vor?

Im Alltag vieler Organisationen kommen die Begriffe häufig vor – aber oft nicht in der DORA-spezifischen Bedeutung. Deshalb ist es wichtig, diese Begrifflichkeiten kontextsensibel zu betrachten:

Begriff Umgangssprachlich bekannt? In DORA besonders definiert?
Incident Ja Ja
Audit Ja Ja (mit konkreten Pflichten)
Service Level Ja Ja (konkret im Vertrag gefordert)
Red Teaming Eher nicht Ja
RTO / RPO Nur bei IT / BCM Ja (Pflichtdokumentation)

Fazit: Klarheit schafft Resilienz

DORA bringt viele bekannte Begriffe in einen neuen Zusammenhang – und macht sie verbindlich. Wer die Akronyme versteht, versteht auch die dahinterliegenden Prozesse und Pflichten.

Für Unternehmen lohnt es sich, eine eigene „DORA-Terminologie“ aufzubauen – als Glossar, als Teil der Schulung, oder eingebettet in ITSM-Tools. Denn letztlich hängt erfolgreiche Resilienzarbeit nicht nur von Technologie oder Budget ab, sondern vor allem von gemeinsamer Sprache und Verantwortlichkeit.



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